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Car-Freitag 2025 – Wenn aus Leidenschaft plötzlich Willkür wird

EIN TUNINGHUNTERS BERICHT

Car-Freitag 2025 – Wenn aus Leidenschaft plötzlich Willkür wird.

Abschleppen eines Tuningfahrzeugs
Abschleppen eines Tuningfahrzeugs

Car-Freitag – Tuning-Leidenschaft trifft Polizeikontrollen: Zwischen Willkür und Wunsch nach Respekt
Es sollte ein Feiertag für PS-Liebhaber werden – doch für viele endete der diesjährige Car-Freitag in Frust, Wut und teuren Konsequenzen. Bundesweit griffen Polizeikräfte durch, kontrollierten hunderte getunte Fahrzeuge und legten etliche davon kurzerhand still. Der Grund? Umbauten, die „nicht plausibel“ erschienen – trotz vorhandener Eintragungen, E-Nummern, einer ABE oder irgendeiner „erkennbaren” Schnittstelle oder „Schleifspuren” an Reifen.

Abschleppwagen statt Applaus
In den sozialen Medien, allen voran Instagram, häuften sich Videos und Erfahrungsberichte von Tuning-Fans, die ihre Autos per Abschleppwagen abtransportiert sahen. „Legal getunt und trotzdem stillgelegt“, lautete ein wiederkehrender Vorwurf in der Szene. Viele Halter berichteten, dass Polizisten allein auf Basis des optischen Eindrucks oder ihres Bauchgefühls entschieden hätten – ohne technischen Nachweis, ohne fachkundigen Sachverständigen. Einfach nach Laune?

Was bedeutet überhaupt „Willkür“?
Der Begriff „Willkür“ steht für Handlungen oder Entscheidungen, die ohne objektive Grundlage oder sachliche Prüfung erfolgen. Also Entscheidungen, die nicht nachvollziehbar sind und eher auf persönlicher Einschätzung, Vorurteilen oder Machtposition beruhen. Genau das wird der Polizei in diesem Zusammenhang vorgeworfen: Dass Verdachtsmomente ausreichten, um Autos stillzulegen – unabhängig von ABE-Gutachten oder TÜV-Eintragungen.

Ein emotionaler und finanzieller Schlag
Was viele Tuner besonders auf die Palme bringt: Diese Maßnahmen betreffen nicht nur Emotionen, sondern knallen auch ins Portemonnaie. Abschleppkosten, Standgebühren, neue TÜV-Prüfungen und im Zweifel anwaltliche Vertretung können schnell mehrere hundert, wenn nicht tausend Euro kosten – für ein Fahrzeug, das womöglich technisch vollkommen in Ordnung war.

Ein Beispiel: Laut Tuning-Foren mussten einige Fahrer ihre Fahrzeuge zu Spezialisten bringen, nur um das gleiche Gutachten erneut bestätigen zu lassen. Und das, obwohl die Modifikationen mit ABE (Allgemeine Betriebserlaubnis), Einzelabnahme oder Eintragungen längst offiziell abgesegnet waren.

Zwischen Gesetz und Leidenschaft
Natürlich – es gibt sie, die schwarzen Schafe. Fahrzeuge ohne Eintragung, mit manipulierten Abgasanlagen oder gefährlichen Umbauten. Doch sie machen nur einen Bruchteil der Szene aus. Die überwältigende Mehrheit investiert viel Zeit, Geld und Herzblut, um ihr Fahrzeug innerhalb der gesetzlichen Vorgaben zu individualisieren.

Tuning ist nicht nur Show – es ist für viele Ausdruck von Stil, Technikbegeisterung und Persönlichkeit. Wer sein Auto legal umbaut, will aus der grauen Masse herausstechen. Es geht nicht ums Provozieren – es geht um das Leben eines Hobbys.

Sachverständige statt Schikane?
Die Forderung der Szene ist klar: Technisch ausgebildete Sachverständige sollten bei Großkontrollen direkt vor Ort sein – und nicht erst nach Stilllegung oder auf der Polizeiwache eingeschaltet werden. Ein neutraler Profi könnte sofort beurteilen, ob ein Umbau tatsächlich gefährlich oder illegal ist – oder ob es sich schlicht um ein Missverständnis handelt.

Das würde nicht nur viele unnötige Abschleppaktionen verhindern, sondern auch das Vertrauen wiederherstellen – auf beiden Seiten.

Kommunikation statt Konfrontation
Tuning-Fans fühlen sich nicht nur kontrolliert, sondern regelrecht schikaniert. Der Ton, der manchmal über soziale Netzwerke herrscht, heizt die Stimmung zusätzlich an. Auf Instagram kommentierte etwa eine Polizeidienststelle sinngemäß: „Wer nicht stillgelegt werden will, sollte halt zu Tune it! Safe gehen“. Ein Seitenhieb, der in der Szene als zynisch und herablassend empfunden wurde.

Dabei wäre der Car-Freitag eine ideale Gelegenheit für Austausch – zwischen Polizei, Prüforganisationen und Szene gewesen. Verständigung statt Vorverurteilung. Respekt statt Unterstellungen.

Fazit: Ein Tag mit Potenzial – wenn man es denn will
Der Car-Freitag hat das Potenzial, ein jährliches Highlight für die Automobilkultur zu sein – voller Begeisterung, Technikliebe und gelebter Individualität. Doch dafür braucht es Zusammenarbeit statt Gegeneinander. Gespräche auf Augenhöhe. Und vor allem: ein Ende der pauschalen Verdächtigungen.

Denn nur wenn man miteinander spricht – statt übereinander –, kann man gemeinsam etwas bewegen. Und vielleicht wird aus einem Polizeieinsatz dann endlich wieder das, was er sein sollte: Sicherheit im Dienst der Sache. Nicht ein Machtspiel auf dem Rücken der Leidenschaft.

Text: Sascha Gebauer

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