Vom Kindheitstraum zur Legende: Andrew & sein Golf R32

Manche bauen ein Auto. Andere bauen ein Stück von sich selbst. Andrew Retham – auf Instagram bekannt als Mk5R32_Andrew – ist einer von denen, bei denen man spürt: Dieser Wagen ist mehr als nur ein Fahrzeug. Das ist ein Teil seines Lebens, seiner Geschichte, seiner Persönlichkeit.

Schon als kleiner Junge drehte sich bei Andrew alles um Autos. Spielzeug, Modellautos, egal welche Marke – Hauptsache vier Räder. Seine erste echte Schraubererfahrung sammelte er mit einem Golf 3, den er mit der Zeit auf 2.0 16V ABF umbaute. Ein R32 war damals nur ein Traum. Unbezahlbar, unerreichbar – aber tief im Kopf eingebrannt.

Im Oktober 2018, zu seinem Geburtstag, stand plötzlich einer vor ihm. Ein Golf 5 R32, der mehr Rost als Glanz hatte, keine Ausstattung, keine Fußmatten, verbeulte Felgen. Aber er hatte etwas, das Andrew nicht mehr losließ. „Das Auto hat mit mir gesprochen“, sagt er. „Nach dem Motto: Hilf mir.“ Und das tat er.

Zunächst wurde alles Technische in Ordnung gebracht – Steuerkette, Kupplung, Ölpumpe, Flüssigkeiten, alles, was das Herz wieder schlagen lässt. Danach ging’s ans Innenleben: Türverkleidungen, Himmel und Säulen in Schwarz statt hell, Sitze kamen und gingen – bis er bei den Recaro Podium Carbon landete. Dazu passende Schroth-Gurte, Clubsportnetz, ein Carbon-Lenkrad mit 12-Uhr-Markierung und viele kleine liebevolle Details. Zuletzt kamen neue, lackierte Innenraumteile dazu – ein weiterer Feinschliff in einem Interieur, das mittlerweile fast so viel Charakter hat wie der Fahrer selbst.

Die Optik blieb dabei nicht auf der Strecke: Oz Ultraleggera in 19 Zoll, SRS-Kotflügel, Ingo Noak Lippe, Maxton Design Teile, US-Grill, LED-Rückleuchten. Und natürlich der Klang: erst eine Ego-X, später eine 3-Zoll-Provocateur-Anlage, weil der Sound einfach runder war. Das Fahrwerk wurde ebenfalls angepasst – KW V2 mit Airlift 3P-Steuerung sorgt für die perfekte Tiefe. Dazu eine Unterbodenbeleuchtung, die auf Shows für ordentlich Stimmung sorgt – und seit Kurzem ziert sogar ein Surfboard im R32-Look den Innenraum. Ein Augenzwinkern und doch ein Statement.

2023 wurde der Wagen komplett in United Grey neu lackiert, um die vielen Vorbesitzer-Farbunterschiede auszumerzen. 2024 folgte die professionelle Aufbereitung samt Graphen-Versiegelung durch SF-Carcare. Die Recaro Podium mit Alcantara/Leder und Neon-Nähten waren dann das i-Tüpfelchen – ebenso wie die Porsche-Bremsanlage mit 6-Kolben-Sätteln und den giftgrün gepulverten Sätteln. Und obwohl er den Wagen immer weiter veredelt, bleibt sich Andrew treu: „Fertig wird man nie, aber ich bin auf einem guten Weg.“

Dabei stand er nicht allein in der Garage. Dynamicar aus dem Sauerland war beim Luftfahrwerk dabei, Werk2 in Bayern übernahm die TÜV-Eintragungen und die Bremsen, SF-Carcare in Wipperfürth sorgte für Glanz, und NLV Lights brachte die Lichtshow unters Blech. Alle haben ihren Teil dazu beigetragen – aus Respekt vor dem Projekt, aber auch, weil man merkt: Hier ist jemand mit Herzblut bei der Sache.

Andrew ist nicht der Typ, der sich um Pokale reißt. „Ich habe mich nie beworben. Ich baue für mich.“ Und trotzdem: 2023 stand er mit seinem R32 auf der Bühne bei VWR in Wolfsburg – mit niemand Geringerem als Sidney Hoffmann. Ein Moment, der hängen bleibt.

Tuning ist für ihn Freiheit, Ausdruck, Seelenpflege. Der R32 ist sein König, sein Ausgleich, seine kleine Welt auf vier Rädern. Neue Projekte? Vielleicht irgendwann. Ein Kompressor wäre denkbar, sagt er – aber noch ist nichts sicher. Vielleicht kommt auch ein neues Motorrad. Aber nichts, was den Platz des R32 einnehmen könnte.

Dass wir Andrew in unser Spotlight holen, ist für ihn eine Ehre – aber eigentlich ist es umgekehrt. Denn solche Menschen mit dieser Haltung sind der Grund, warum es Tuninghunters überhaupt gibt. Nicht nur für glänzende Felgen, sondern für echte Geschichten. Für Leute, die schrauben, weil sie fühlen. Die bauen, weil sie träumen. Und die zeigen: Manchmal braucht es nur einen alten Golf – und einen Menschen, der hinhört – um etwas Großes zu schaffen.

Ein besonderer Dank geht an den R-Freundeskreis, die Andrew überhaupt erst die Bühne bei VWR in Wolfsburg ermöglicht haben – ein Moment, der unvergesslich bleibt. Und natürlich an seine Frau, die ihn auf dem ganzen Weg unterstützt hat. Mit Rückhalt, Verständnis und einer Loyalität, die hinter jedem Handgriff und jedem Umbau spürbar ist.