TUNINGHUNTERS MAGAZINE
VETERANS
Opel Ascona Tuning – Der Über-Ascona alter Zeiten
EIN TUNINGHUNTERS BERICHT

Michael & sein Ascona C – Ein Opel aus Leidenschaft
Manche Autos sind mehr als nur Fortbewegungsmittel – sie sind Herzensprojekte, Lebensgeschichten auf vier Rädern. Michaels Opel Ascona C ist genau so ein Fahrzeug. Ein echtes Highlight der Tuning-Szene, das man leider seit Jahren nicht mehr auf Treffen sieht – doch wer ihn kennt, vergisst ihn nicht. Der Ascona C zählt ohnehin nicht zu den häufigsten Gästen in der Opel-Tuningszene. Umso bemerkenswerter ist, was Michael seit 1997 aus seinem Exemplar gemacht hat: Ein klassisch veredeltes, liebevoll aufgebautes Fahrzeug, das durch Stil, technische Raffinesse und handwerkliche Detailverliebtheit besticht. Ein Auto, das polarisiert – aber gerade deshalb fasziniert.
Zurück auf Anfang: Der Kauf aus Überzeugung
1997 kaufte Michael seinen Ascona von einem Bekannten. Damals war er noch weiß lackiert, mit einem seriennahen 1.8-Liter-Motor und 115 PS, auf originalen Alufelgen und einem 60 mm Fahrwerk. Doch Michael hatte schon andere Pläne – das damalige Setup wurde kurzerhand „recycelt“. Er suchte ein seltenes Fahrzeug, das er individuell gestalten konnte, fernab vom Mainstream. Sein Motto: „Ein Auto, das nicht jeder fährt, und ein Auto, das man gut herrichten kann.“ Ein Satz, der es später sogar in die Opel-Tuningzeitschrift Flash schaffte – und der sich über Jahre hinweg wie ein roter Faden durch die Entwicklung des Ascona zog. Denn bei Michael war dieser Leitspruch keine Floskel. Er nahm ihn ernst – und setzte ihn mit Hingabe um.
Stufenweiser Umbau mit System
Was viele an Michael bewundern: Er geht seine Projekte durchdacht an. Es wurde nie alles gleichzeitig gemacht. Stattdessen konzentrierte er sich über Jahre hinweg immer gezielt auf einzelne Fahrzeugbereiche – mal den Innenraum, dann die Karosserie, später die Technik. Im Jahr 2000 zeigte er den Ascona erstmals in „Chianti Rot Metallic“ auf dem Opel-Treffen Oschersleben. Doch bald wurde klar: Die Farbe sollte nicht bleiben. Stattdessen folgte der Wechsel auf das auffällige Monte Carlo Magic von Standox – ein Farbton, der perfekt zu dem kantigen, sportlichen Charakter des Ascona passt.
Die große Umbauphase – 2003 bis 2005
Richtig ernst wurde es zwischen November 2003 und Juni 2005. In dieser Zeit durchlief der Ascona seine größte Verwandlung. Karosserie, Motor, Anbauteile – alles wurde überarbeitet, verfeinert oder ersetzt. Das Herzstück: Ein C20XE 2.0 16V-Motor aus einem Kadett E GSI 16V, den Michael einem Unfallfahrzeug entnahm. Doch der Motor blieb nicht im Serienzustand. Statt Einspritzung setzte Michael auf klassische Weber-Doppelvergaser – eine bewusste Entscheidung gegen modernes Tuning via Software. Ventiltrieb, Zylinderkopf und Risse-Ansaugtrakt wurden optimiert, dazu kam eine Gruppe A-Abgasanlage. Das Ergebnis? Beeindruckende 210 PS – bei einem Auto, das kaum eine Tonne wiegt. Leistung, ja – aber nicht nur. Michael wollte mehr als Power. Es ging ihm um das Gesamtkunstwerk.
Cleane Optik – bis ins Detail
Mit der Motorleistung kamen auch Veränderungen im Motorraum: Der Ölkühler musste nach vorne wandern, wofür Michael Teile von Opel Senator und Honda Civic (späte 80er) kombinierte – nicht aus Faulheit, sondern weil sie perfekt ins „cleane“ Konzept passten. Der Civic-Kühler ermöglichte ein völlig unsichtbares Kühlsystem – ohne sichtbaren Ausgleichsbehälter. Was nicht gebraucht wurde, verschwand: Zündspule, Batterie, kleine Bauteile – alles aus dem Sichtfeld verbannt, an unscheinbare Orte verlegt. Das Ergebnis: Ein Motorraum, der aussieht wie aus einem Katalog – reduziert, funktional, edel.
Tiefer, breiter, kompromisslos
Auch beim Fahrwerk wurde nicht gekleckert: Michael ließ eigens gefertigte Einzelfedern verbauen. Vorn sorgen SPAX-Dämpfer mit 14-facher Verstellung, hinten AVO-Shocks mit 24-facher Einstellung für die perfekte Abstimmung. Die Tieferlegung? Unfassbare 130 mm vorn, 110 mm hinten. Tief? Ja. Aber fahrbar – und mit Stil. Die Breite? Hinten wurden die Kotflügel um ganze 100 mm verbreitert – 50 mm pro Seite, Schweißarbeit pur. Vorn kamen verbreiterte Radläufe vom Golf 1 zum Einsatz – sauber integriert, ohne die Opel-DNA zu verlieren. So entstand eine extrem bullige Silhouette, ohne protzig zu wirken. Der böse Blick wurde fest mit der Motorhaube verschweißt – ein Klassiker, der beim Ascona jedoch besonders gut zur Geltung kommt. Für das edle Finish sorgen hochglanzverdichtete Steffan BCW Felgen, die perfekt mit der tiefen Haltung harmonieren.
Innen: Stil trifft Gemütlichkeit
Der Innenraum ist eine Oase der 80er trifft Moderne. Komplett neu gestaltet in Champagnerfarbenem und schwarzem Kunstleder, wirkt das Cockpit edel und gemütlich zugleich. Es ist ein Innenraum, der zum Verweilen einlädt – und gleichzeitig sofort klarmacht: Hier hat jemand Liebe zum Detail. Ein besonderes Highlight: Das eingebaute Ford-Schiebedach. Warum Ford? Weil genau diese Dächer in der Szene als besonders wasserdicht galten – ein unterschätztes, aber wichtiges Detail. Dazu kam Michaels Eigenkonstruktion eines Einarmwischers: Der Wischarm stammt von Citroën, der Motor von Fiat – das Ergebnis funktioniert perfekt und unterstreicht Michaels Hands-on-Mentalität.
Sound & Style – durchdacht bis in den Kofferraum
Natürlich durfte auch ein hochwertiger Musikausbau nicht fehlen. Die gesamte Anlage ist gecleant – kaum sichtbar, aber klanglich präsent. Ein Alpine-Radio steuert zwei stilvoll verbaute Endstufen auf der Kofferraumtrennwand. Der Kondensator wurde passgenau in die Seitenwand integriert. Kein Kabelsalat, keine unnötige Show – alles stimmig, durchdacht, ästhetisch.
Ein Opel mit Haltung – gegen den Strom
Michael hat nie nach Trends gearbeitet. Kein Airride, kein Folien-Overkill, keine überdimensionale Digitaltechnik. Stattdessen klassische Handwerkskunst, gezielte technische Upgrades und viel Liebe zum Blech. Seine Arbeit erinnert daran, wie Tuning einst war – echtes Schrauben, echtes Verändern, keine bloße Plug-and-Play-Mentalität. Der Tankdeckel? Verschwunden. Wegradiert, aufwendig gecleant – wie so vieles an diesem Auto. Es sind genau solche Details, die den Unterschied machen.
Nachwort: Ein Auto, das polarisiert – und begeistert
Man mag den Ascona C von Michael lieben oder nicht – aber gleichgültig lässt er niemanden. Er ist ein Zeitzeuge der klassischen Tuning-Kultur, ein Gegenentwurf zum Trend der Schnelllebigkeit. Und vor allem: Ein Ergebnis harter Arbeit, langer Planung und unendlicher Hingabe. Michael hat mit diesem Ascona ein Stück Opel-Geschichte neu geschrieben. Er hat den Begriff individuelles Tuning mit Leben gefüllt – ohne sich von modischen Strömungen beeinflussen zu lassen. Was dabei entstanden ist, ist mehr als nur ein Showcar. Es ist eine Hommage an das echte Schrauberherz.
Wer den Ascona C einmal live gesehen hat, versteht: Hier steht nicht nur ein Auto – hier steht eine Leidenschaft auf Rädern.
Text: Sascha Gebauer
Typ: |
Opel Ascona C Limo 1.8 SR/E, Baujahr: 1984 Leistung:(MAX.) 210PS |
Motor: |
Serie: 2.0 Liter 8V (c20NE) 115 PS. Umgebaut auf einen 2.0 Liter 16V (C20XE), Ansaugbrücke von Risse Motorsport, 45er Weber Doppelvergaser, Bosch Zündung, Zylinderkopf geplant, verstärkte Zylinderkopfdichtung von Risse Motorsport, Verdichtung erhöht, verstärkte Ventilfedern, verstärkte Hydrostössel, Ventile strömungsgünstig bearbeitet, Ausgefräste Ein- & Auslasskanäle, 292 Grad Nockenwelle, Honda Civic Kühler, kein Ausgleichsbehälter, Motorlüfter vom Opel Senator, erleichterte Schwungscheibe, Mitsubishi Benzinpumpe |
Karosserie: |
Frontschürze vom Ascona C Sprint, Motorhaube mit Lüftungsschlitzen und „Bösem Blick“, Heckschürze vom Ascona C Sprint, BMW E36 Seitenschweller, Kotflügel vorne beidseitig mit Lüftungsschlitzen, BMW E30 M3 EVO/Sport Heckspoiler, Golf 1 Radläufe vorne pro Seite 25mm breiter, hintere Seitenteile jeweils 25mm verbreitert, Tür- & Kofferraumschlösser gecleant, Antennen-, Scheibenwischer & Spritzdüsen verschweißt und gecleant, Nebelscheinwerfer gecleant, Glassonnendach von Ford, Scheinwerfer und Rückleuchten vom 1988er Modell, Heckleuchten schwarz lasiert, Sicken gecleant, Tankdeckel zugeschweißt und Tankstutzen in den Kofferraum verlegt, Frontscheibe vom 1988er Modell mit Blaukeil, Seitenleisten an den Türen entfernt, Haubenlifte von Jamex, Einarmwischer (Fiat& Citroen Eigenbau), Color Verglasung, Lackierung in Monte Carlo Magic. |
Abgasanlage: |
Jetex/Fortex Gruppe A ⌀63.5mm mit geändertem Endrohr |
Innenraum: |
33er Raid Sportlenkrad, Sparco Sitze, Hosenträgergurte in Schwarz, Wiechers Sitzkonsole, div. Sachen mit Kunstleder in Schwarz und Champagner bezogen, Cockpit in Schwarz und Champagner lackiert, Wiechers Käfig, modifizierte D&W Mittelkonsole, um 50mm gekürzter Schalthebel, Zusatzarmaturen, div. Airbrushes im Innenraum, Alu-Pedalen; Kofferraum, Himmel, Einstiegsleisten, Mittelkonsole, Lenkrad, Ablage, Schaltsack, Sitze, Seitenverkleidungen sind in Schwarz und Champagner beledert. |
Hifi: |
Alpine Radio mit 6fach Wechsler, zwei Rockford Endstufen “102“ je 1200 Watt, Alpine Endstufe “V12“ 300 Watt, Basskiste, 2x 38er Boxen je 1200 Watt, 2 JBL Boxen je 250Watt, 4 JBL Boxen je 60Watt, HF-Kondensator |
Fahrwerk: |
Gekürzte H&R Federn, Spax Dämpfer(VA) 12fach verstellbar, Hinten AVO-Shock-Dämpfer24fach verstellbar, Tieferlegung 130/110mm, Wiechers Domstrebe |
Felgen: |
Hochglanzverdichtete Steffan BCW Felgen in (VA) 9×14 ET15 mit 15mm Spurverbreiterung und Dunlop „Toyo Proxes“ 205/45 14, (HA) 10×14 ET8 20mm Spurverbreiterung und Dunlop „Toyo Proxes“ 225/40 14 |
Verchromt: |
Radmuttern, Kotflügelschrauben |
Vergoldet: |
Öffner für die Serviceklappen (Links, Rechts & Boden) im Kofferraum |
Sonstiges: |
F16-Fünfgang-Getriebe, Zentralverriegelung über Funk, Bremskraftverstärker Kadett E 16V, alle Anbauteile im Motorraum inklusive Achse und Federbeine sind in Silber Metallic lackiert, Innenbelüftete Scheibenbremsen vorne & hinten vom Kadett E 16V |
Du hast Appetit auf mehr Benzol-Lektüre?
Dann tank ’ne Runde in unseren Rubriken!
Controversial | Informed | Veteran